In den letzten Jahren hat die Popularität von E-Zigaretten (auch als Vape-Produkte bekannt) erheblich zugenommen, insbesondere unter jungen Erwachsenen und ehemaligen Rauchern, die versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören. Diese Entwicklung wirft eine zentrale Frage auf: „Sind E-Zigaretten weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten?“ Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig, die chemische Zusammensetzung, die gesundheitlichen Risiken sowie die verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse zu betrachten.
Chemische Zusammensetzung von E-Zigaretten und herkömmlichen Zigaretten
Herkömmliche Zigaretten enthalten eine Vielzahl von schädlichen Chemikalien. Bei der Verbrennung von Tabak entstehen über 7000 chemische Verbindungen, von denen viele als krebserregend gelten. Zu den bekanntesten gehören:
- Teer: Eine klebrige Substanz, die sich in der Lunge ablagert und zu chronischen Atemwegserkrankungen führen kann.
- Kohlenmonoxid: Ein giftiges Gas, das die Sauerstoffaufnahme im Blut beeinträchtigt.
- Formaldehyd: Ein bekanntes Karzinogen, das in vielen Zigarettenrauchprodukten vorkommt.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind über 60 dieser Substanzen als krebserregend bekannt (WHO, 2019).
E-Zigaretten hingegen funktionieren durch die Verdampfung einer Flüssigkeit (E-Liquid), die in der Regel folgende Hauptbestandteile enthält:
- Nikotin: Ein stark süchtig machender Stoff, der auch in herkömmlichen Zigaretten vorkommt.
- Propylenglykol: Ein Lösungsmittel, das in vielen Lebensmitteln und Kosmetika verwendet wird.
- Pflanzliches Glycerin: Ein weiterer sicherer Inhaltsstoff, der oft als Verdicker dient.
- Aromastoffe: Diese können natürlich oder künstlich sein und sind dafür verantwortlich, dass E-Zigaretten in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich sind.
Obwohl E-Zigaretten im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten weniger schädliche Chemikalien enthalten, ist die langfristige Sicherheit dieser Produkte noch nicht vollständig erforscht. Eine Untersuchung des National Institute on Drug Abuse (NIDA) hat gezeigt, dass E-Zigaretten zwar weniger toxische Substanzen freisetzen, jedoch immer noch gesundheitsschädliche Verbindungen enthalten, insbesondere bei der Verwendung von Aromastoffen (NIDA, 2020).
Gesundheitsrisiken
Die gesundheitlichen Risiken von E-Zigaretten sind ein umstrittenes Thema. Eine umfassende Überprüfung durch Public Health England (PHE) hat ergeben, dass E-Zigaretten etwa 95 % weniger schädlich sind als herkömmliche Zigaretten (PHE, 2018). Diese Einschätzung basiert auf der Tatsache, dass E-Zigaretten keine Verbrennungsprodukte erzeugen, die für die meisten gesundheitlichen Schäden verantwortlich sind, die mit dem Rauchen von Tabak verbunden sind.
Allerdings gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen des Nikotins, das in vielen E-Zigaretten enthalten ist. Nikotin ist ein stark süchtig machender Stoff, der das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. Eine Studie im New England Journal of Medicine hat gezeigt, dass selbst die Verwendung von E-Zigaretten das Risiko einer Nikotinsucht erhöhen kann (Breland et al., 2017).
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass E-Zigaretten in der Regel als weniger schädlich angesehen werden als herkömmliche Zigaretten, hauptsächlich aufgrund der geringeren Anzahl schädlicher Chemikalien und der Abwesenheit von Verbrennungsprodukten. Dennoch sind E-Zigaretten nicht risikofrei, und die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen sind noch nicht vollständig erforscht.
Für Menschen, die versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, könnten E-Zigaretten eine potenziell weniger schädliche Alternative darstellen.
Quellen
- World Health Organization (WHO). (2019). Tobacco
- National Institute on Drug Abuse (NIDA). (2020) Is vaping safer than smoking cigarettes?
- Public Health England (PHE). (2018). Evidence review of e-cigarettes and heated tobacco products 2018.
- Breland, A., Soule, E., & Cummings, K. M. (2017). Electronic cigarettes: what are they and what do they do? New England Journal of Medicine, 376(4), 365-374.